Donnerstag, 17. August 2017

Tag 45: Santiago de Compostela!

Viele Wege führen nach Santiago de Compostela, ab bekanntesten sicherlich der oder eher die Jakobswege, auf denen schon im Mittelalter viele Menschen nach hierher pilgerten.
Eine im 9. Jahrhundert entdeckte Grabstätte wurde als Grab von Jakobus dem Älteren (einer der Apostel) identifiziert (heute würde man sagen: sehr geschickte PR-Aktion), eine Kirche wurde errichtet und dies löste dann eine Wallfahrtsbewegung aus. Neben Rom und Jerusalem ist Santiago einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte der Christenheit.

Wie schon geschrieben, habe ich ja geschworen, auf den Knien nach Lourdes zu rutschen und mich alle 100 m hinzuwerfen und den Boden zu küssen, wenn alle meine Kinder den Schulabschluss schaffen sollten… Da nun dieses Jahr auch Paul das Abitur geschafft hat, musste ich ja mein Versprechen einlösen. Ich habe das dann etwas modifiziert und statt Lourdes (das im Binnenland liegt) Santiago ausgewählt. Auch das mit dem Rutschen klappt mit meinen kranken Knien nicht mehr wirklich gut. Also habe ich als Fortbewegung Segeln gewählt und wir haben tatsächlich 44 Tage und 1.053 sm (= 1.950 km) zurückgelegt, um hierher zu kommen. Etwas ungerecht finde ich ja, dass ich keine Pilgerbescheinigung bekomme, dafür hätte ich 100 km Laufen oder 200 km Radfahren müssen… Aber ich habe den Boden 3x geküsst und in der Kathedrale Kerzen angezündet (wieder elektrische s.o.).
Unser Weg führte erst einmal zum Bahnhof, wo wir mit dem schönen und neuen Zug in 20 Minuten Santiago erreichen. Wie es der Zufall wollte, waren unsere holländischen Nachbarn mit dem gleichen Zug unterwegs. Zuerst ging es natürlich zur Kathedrale, die gerade erst öffnete, so dass wir sofort hinein konnten.
Sie wird gerade umfangreich restauriert, so dass überall Baugerüste zu sehen waren – und natürlich viele (aber nicht unangenehm viele) Pilger und Touristen. An jeder Ecke werden Pilgermuscheln in jeder Art und Weise verkauft.
Leider konnten wir keine Führung mehr bekommen, aber wir schlossen uns einer englischen Stadtführung an und bekamen so einen guten Eindruck von der Stadt. Die Altstadt ist sehr zu Recht Weltkulturerbe, sehr gut erhalten und wirklich sehenswert!
Nach der Führung machten wir erst mal Pause und fanden ein nettes Restaurant direkt am Pilgerweg in die Stadt. Dort gab es sehr leckeres Essen und einen guten Überblick über die verschiedenen Pilgergruppen. Santiago hat rund 100.000 Einwohner und viele Studenten, so dass die Pilger das Stadtbild viel weniger prägen, als ich erwartet hatte.

Heute gab es dann keine Siesta, sondern wir gingen nochmals in die Kathedrale (immer noch keine Schlange) und dann in die „Monasterio de San Martín Pinario“, ein perfekt restauriertes barockes Kloster, das uns wesentlich besser gefiel, als die Kathedrale. Normalerweise bin ich eher für Bauhaus als für Barock, aber die Klosterkirche bzw. die verschiedenen Altäre und das Chorgestühl waren von absolut beeindruckender Handwerkskunst bis zur letzten Putte, Vergoldung und Verzierung.
Wir hatten gerade noch Zeit für eine Tasse Kaffee und dann fuhr schon wieder unser Zug zurück nach Vilagarcia. Für uns der beste Ausgangshafen für den empfehlenswerten Ausflug nach Santiago de Compostela.

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